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Musikverrückte Brassband Oberschwaben-Allgäu konzertierte in St. Peter

Tiefes Blech (mit Klaus Wachter, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Blasmusikkreisverbandes Ravensburg und Vorstandsmitglied beim Musikverein Reute-Gaisbeuren; linke Reihe, Vierter von rechts).

BEEINDRUCKEND

Bad Waldsee – Trotz recht winterlicher Witterung füllten Fans des authentischen Brassbandsounds das barocke Gotteshaus zu Bad Waldsee. Wo sonst die Orgel von der Empore aus bisweilen St. Peter vibrieren lässt, gelang dies der Brassband spielend vom Altar aus. Unter der Leitung von Joachim Weiß, der auch die Waldseer Stadtkapelle dirigiert, präsentierten die etwa 30 Musizierenden ein beeindruckendes Konzerterlebnis mit einem Querschnitt aus Kompositionen und Arrangements der europäischen Brass-Szene.

Passend zur Noch-Weihnachtszeit eröffnete „A Christmas Overture“ des Flamen R. Kernen alias André Waignein den Konzertabend.

Sieben großartige Register

Die Komposition „A Christmas Overture“ variiert ein Motiv teils wuchtig, teils verhalten durch die sieben großartig besetzten Register. Der Titel enthielt unter anderem drei Weihnachtslieder, zwei niederländische und „Vom Himmel hoch“.

Aus der Schweiz erzählte die Band eine anrührende Liebesgeschichte, die glücklich endet, „‘s isch äbe ne Mönsch uf Ärde“, arrangiert von Th. Rüedi. Tragisch mutet der Beginn im Tubenregister an, zu dem auch der Waldseer Pirmin Bucher zählt! Im Verlauf wird der Titel immer heiterer, also bis ins hohe Blech strahlend und schließlich mit Sologlockenklang, eine sehr anspruchsvolle Komposition, hervorragend von der Band interpretiert.

Dirigent und Conférencier

Der Stabführende selbst moderierte durch den Abend. So wurde der dritte Beitrag von Joe Weiß mit „einer Minute und 18 Sekunden“ angekündigt, „Trepak“, eigentlich ein ukrainischer Volkstanz, den Tschaikowski in seinem weihnachtlichen Nussknacker verarbeitet hat. Das Arrangement von Th. Wyss, eine rasant-rhythmische Umsetzung, machte nicht nur den Besuchern, sondern auch der Band sichtlich Spaß.

Mit „Share my Yoke“ von Joy Web wurde es wieder romantisch und getragen. Beginnend im tiefen Blech steigerte sich der Titel zu einem lupenreinen Cornetsolo mit Markus Elser.

Das „Benedictus“ von K. Jenkins (arr. Tony Small) enthielt ein ans Gemüt gehendes Motiv, das wohl die mutige Geschichte des Heiligen vertont, bestens durch ein Euphonium-Solo mit Klaus Merk und einem eindringlichen Schlagwerkregister gekrönt.

Anna Baumann las eine berührende Geschichte vor

Passend zur Noch-Weihnachtszeit las Cornetistin Anna Baumann die Geschichte von einem an den Augen schwer erkrankten Jungen vor. Die rettende OP, viel zu teuer für die Eltern, die deshalb auf ein Wunder hoffen und an einen Brief an den lieben Gott denken. Das Wunder geschieht auf einem Spielplatz, als zufällig die Gattin eines bekannten Augenspezialisten die Gratis-OP durch ihren Mann arrangiert. Absolut dazu passend folgte die „Glory Fanfare“ von O.M. Schwarz mit virtuos-wuchtigen Passagen durch alle sieben Register brandend.

Mit „Sleep“ von Erich Withacre bot die Band spannende Dissonanzen zwischen träumend tiefem und hohem Blech bei für Brassbands recht sensiblen Übergängen.

Markus Elser und Harald Stump mit Soli 

Mit „Dahaam“ verkündete Weiß den musikalischen Ausnahmezustand in Form des wohl bekanntesten Brasstitels aus Österreich. Darin kamen wieder alle sieben Register zur vollen Geltung, wobei Soli mit Markus Elser (Cornet) und Harald Stumpp (Flügelhorn) nicht fehlen durften.

Hochaktuell war das offizielle Programmende der Brassband. Im Jahr der Pariser Sommerolympiade spielte das Ensemble „Olympic Fare and Theme“ von J. Williams (arr. Rieks v. d. Velde). Man möchte meinen, genau so klingen Fanfaren, die etwas Bedeutendes zu verkünden haben, nämlich strahlend-schmetternd mit wuchtigen Paukenschlägen am Schluss.

Zwei Zugaben, Solo von Klaus Merk

Und weil die Begeisterung der Besucher mit hochverdientem Applaus unüberhörbar war, gab es zwei Zugaben: „A Choral for a Solemn Occasion“ und „Vitae Lux“, gar noch mit einem Solo von Klaus Merk.

© Peter Lutz /
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