Konzert mit Jasmin Kolberg -
10. September 2022 / 20 Uhr Katholische Kirche St. Peter

"Las maderas que cantan" – „das Holz, das singt“ ist ein in Mexiko gebräuchlicher Ausdruck für die Marimba: wer Jasmin Kolbergs Spiel lauscht, wird die Bedeutung dieser Metapher erfahren. Die international bekannte Marimba-Solistin begeistert ihre Zuhörer mit ihrer empfindsamen Musikalität und lädt sie zu einer musikalischen Reise durch ihre unverwechselbare Klangwelt ein.
Jasmin Kolberg entlockt der Marimba einen warmen, voluminösen und gleichzeitig differenzierten Klang, der die Zuhörer emotional erreicht und löst ein was der Titel verspricht: Animato, der musikalische Begriff für beseelt, belebt, lebhaft. Mit einer anregenden Moderation führt sie außerdem durch das Programm.
Das facettenreiche Programm mit klassischen Werken von Claude Debussy, Johann Sebastian Bach, Max Reger sowie dem Tango Nuevo von Astor Piazzolla begeistert Klassikliebhaber genauso wie Crossover-Fans.
Der Eintritt ist frei – um eine Spende wird gebeten.
Sitzplatzreservierungen sind durch eine Nachricht an möglich.
www.jasmin-kolberg.com
Weitere Info: Jasmin Kolberg wird außerdem bereits ab 19 Uhr den Gottesdienst musikalisch umrahmen.
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Ruh dich aus, iss und trink und freue dich
Liebe Gemeindemitglieder,
liebe Bürgerinnen und Bürger,
liebe Gäste,
unser Professor für Bibelwissenschaften hat uns im Studium gewarnt, Steinbruchexegese zu betreiben. Das meint, dass biblische Sätze aus dem Zusammenhang herausgenommen werden, um eine vorgegebene Position oder Aussage zu unterstützen. Da- bei wird der eigentliche Sinn eines Textes oft sogar ins Ge- genteil verdreht.
Im Evangelium vom letzten Sonntag ist mir die Aussage des reichen Bauern ins Auge gesprungen: „Ruh dich aus, iss und trink und freue dich.“ Dieser Satz wäre ohne den Kontext der Geschichte ein wunderbarer Aufschlag für die Ferien. Ein geniales Motto für den Urlaub!
Mich hat es inspiriert, auf biblische Spurensuche zu gehen, was denn die Bibel überhaupt über Urlaub oder Ferien zu sagen hat.
Niemand kann ununterbrochen arbeiten, wandern, predigen oder zuhören. Auch die Menschen in biblischen Zeiten brauchten so etwas wie Urlaub: Da sehnt sich ein Psalmbeter nach einer Flugreise, da müssen Propheten nach langen Fußmärschen ausruhen, und Jesus versucht, sich vor den Menschenmassen zurückzuziehen – in die Berge. Schon in der Schöpfungsge- schichte wird deutlich: Gott hat das Ausruhen gleich mit erschaffen.
Sonntagsruhe
Ja, sogar Gott selbst braucht Erholung nach anstrengenden Tätigkeiten. Nach der Erschaffung der Welt segnete Gott „den siebten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die er geschaffen und gemacht hatte“ (Gen 2, 2). Zur Erinne- rung daran sollen auch die Menschen am siebten Tag der Woche ruhen.
Flugreise
Die Sehnsucht danach, den Bedrängnissen des Alltags zwischendurch mal entfliehen zu können, verbindet uns mit den Menschen biblischer Zeit. Obwohl damals unvorstellbar schien, was heute per Flugzeug problemlos möglich ist, seufzte schon ein Psalm- beter vor mehreren tausend Jahren: „O hätte ich Flügel wie die Tauben, dass ich wegflöge und Ruhe fände!“ (Psalm 55, 7)
Ausruhen nach einer Wanderung
Nach einer langen Wande- rung, freut man sich auf eine erholsame Rast. Das ging den Menschen zu biblischer Zeit nicht anders. Als das Volk sich noch im Exil befand, bekam der Priester Esra eines Tages vom persischen König Artaxerxes den Auftrag, mit seinen Leuten nach Jerusalem zu reisen und dort den Tempeldienst wieder in Gang zu bringen. Doch nach dem langen Fußmarsch gingen sie nicht sofort zum Tempel, sondern gönnten sich erst einmal eine ausgiebige Erholung: „Und wir kamen nach Jerusalem und ruhten dort drei Tage aus.“ (Esra 8, 32)
Seelenruhe
Lärm ist der hörbare Feind der Stille. Ihm zu entfliehen ist der erste Schritt zur Erholung. Doch rasch melden sich die inneren Stimmen und bringen Unruhe. Es dauert eine Weile, bis Stille auch in den Kern des Menschen, die Seele, Einzug halten kann. Wer betet, weiß darum: Stille ist mehr als die Abwesenheit von Geräu- schen, Stille ist ein innerer Seelenzustand, eine Voraus- setzung dafür, dass sich die Seele öffnet. David, von dem viele Gebete überliefert sind, kennt die Wichtigkeit der See- lenruhe. „Meine Seele ist still und ruhig geworden wie ein kleines Kind bei seiner Mut- ter“, heißt es in einem der ihm zugeschriebenen Psalmen, „wie ein kleines Kind, so ist meine Seele in mir.“ (Psalm 131, 2)
Jesus will allein sein
Auch Jesus brauchte manch- mal etwas Erholungszeit für sich. Als er hörte, dass Johannes der Täufer enthauptet worden war, „fuhr er von dort weg in einem Boot in eine ein- same Gegend allein“ (Matthäus 14, 13). Doch die Menschen gönnten ihm die Ruhe nicht lange. Denn „als das Volk das hörte, folgte es ihm zu Fuß aus den Städten. Und Jesus stieg aus und sah die große Menge; und sie jammerten ihn und er heilte ihre Kranken.“
Egal ob sonntags oder beim Fliegen, egal ob in Gemeinschaft oder allein, ob im Gebet oder auf Wanderschaft – ich wünsche Ihnen erholsame Ferien. Und Sie dürfen gerne die Überschrift zu Ihrem Urlaubsmotto machen. Steinbruchexegese hin oder her… Gönnen Sie sich solche Aus-Zeiten. Und kommen Sie ausgeruht wieder zurück in Ihren Alltag!
Pfr. Stefan Werner