Wie geht es Ihnen, wenn Sie bei einem Spaziergang ganz überraschend eine Schafher de sehen? Ich jedenfalls freue mich darüber immer sehr. Es ist einfach ein herzerwärmen der Anblick, diese weißen Fell knäuel auf der grünen Wiese, wie sie so friedlich grasen. Hinzu kommt, dass ich das Glück hatte, diese sanftmüti gen Tiere ganz aus der Nähe zu erleben, mitten in der klei nen Schafherde eines guten Freundes. Diese Begegnung brachte mir eine innere Ruhe und zeigte mir die Verbunden heit zur Natur. 

... dass es jemanden gibt, der für uns sorgt 

Liebe Gemeindemitglieder, 
liebe Bürgerinnen und Bürger, 
liebe Gäste, 

doch wie geht es mir, wenn ich im kirchlichen Kontext als Schaf in einer Herde assoziiert werde? Vielleicht löst dies in mir Widerstände aus. Eventuell verbinde ich dann mit Schafen auch eher die Eigenschaften von unschuldig, wehrlos oder auch dumm? Bin ich wirklich wie ein Schaf, das einen Hirten braucht? 

In unserer heutigen Zeit ist leider das Hirtenamt auch mit negativen Erlebnissen und Nachrichten verbunden. Welche schlimmen Dinge haben Personen verursacht, die sich eigentlich als Hirte in der Kirche verstehen sollten. 

Eine Person, die sich als guter Hirte versteht, ist Jesus. Er sagt über sich: „Ich bin der gute Hirt.“ Doch was verbinden wir mit einem guten Hirten? Vermutlich, dass er sich um die Schafe kümmert; dazu gehört, ihnen Voraussetzungen für ein gutes eigenes Leben zu ermöglichen (im Konkreten: grünes Gras und frisches Wasser). Außerdem sorgt er für ihren Schutz und begleitet sie. 

Vielleicht fällt Ihnen bei Hirten und Schafen auch der Psalm 23 ein. Das Bild des guten Hirten ist für viele Menschen eine Art Seelenbild oder innere Quelle, gerade in Zeiten von Zweifeln und Unsicherheiten oder der angstbesetzten Suche nach der eigenen Identität. Das Bild kann Ruhe in die innere Unruhe bringen. Es ruft in Erinnerung, dass es jemanden gibt, der für uns sorgt. 

Bei Jesus geht sein Hirtesein sogar noch einen Schritt weiter. Bei Johannes steht geschrieben: Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. In der Osterzeit verbinden wir diese Lebenshingabe natürlich mit dem Kreuzestod Jesu. Allerdings geht es um mehr - es ist der Erweis einer Treue, die derjenige leben kann, dessen Leben ganz in Gott gründet. Der Lebenseinsatz ist der höchste Freundschaftsdienst, der möglich ist. 

Bei Jesus und seinen Jüngern basiert ihr Zusammenhalt auf der freundschaftlichen Verbundenheit untereinander und der unbedingten Treue Jesus gegenüber. Das zeigt sich im Bibeltext auch im Vergleich vom guten Hirten mit dem bezahlten Knecht, der die Schafe im Stich lässt. Der gute Hirte dagegen kennt seine Schafe und sie kennen ihn. 

Dieses Verhältnis von Hirte und Schafen findet seine Entsprechung auch im Verhältnis Vater und Jesus. Der Vater kennt Jesus und Jesus kennt den Vater. Es gehört zum Wesen Gottes, Leben zu ermölichen und Leben zu schenken. Das hat Jesus erkannt und sich zu eigen gemacht in seinem Wirken für die Menschen: Er gibt sein Leben hin für die Schafe. 

Erinnern wir uns immer wieder an diesen Freundschaftsdienst Jesu und lassen wir das Bild vom guten Hirten zu einem heilsamen Bild werden – für die Gesellschaft, für die Kirche, aber auch für mich selbst. 

Kathrin Bohnenberger
Gemeindereferentin